Kreis Bergstraße (kb). Sie ist nur wenige Millimeter groß und trotzdem ein aggressiver Plagegeist, der einem die Sommerstimmung gründlich vermiesen kann: die Asiatische Tigermücke. Auch im Kreis Bergstraße hat sich das ursprünglich aus Südostasien stammende Insekt, begünstigt durch den Klimawandel und den globalisierten Reise- und Warenverkehr, seit dem Jahr 2021 in mehreren Kommunen angesiedelt. Nachgewiesen wurde sie unter anderem in Hirschhorn, Einhausen, Bürstadt, Neckarsteinach und Lampertheim. „Die Asiatische Tigermücke kann unsere Lebensqualität im Sommer erheblich mindern, vor allem, wenn sie sich weiter ausbreitet. Zudem birgt sie das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern. Deshalb ist es uns als Kreisverwaltung ein Anliegen, die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete und für das Gesundheitsamt zuständige Dezernentin Angelika Beckenbach.
Der Diplom-Biologe Artur Jöst, Leiter der AG Exotische Stechmücken bei der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS), betont: „Die Asiatische Tigermücke wird in der Oberrheinebene dauerhaft präsent bleiben. Wir müssen lernen, mit ihr zu leben. Unser Ziel muss es daher sein, ihre Population so klein wie möglich zu halten. Denn die Tigermücke sticht, anders als heimische Exemplare, auch bei Tage und verfolgt aktiv die Opfer, die sie stechen möchte.“
Hinzu kommt, dass die Asiatische Tigermücke potenziell gefährliche Krankheitserreger übertragen kann. Rund 25 Viren, darunter Chikungunya-, Dengue-, Zika- und West-Nil-Viren, können von dem Insekt durch einen Stich auf den Menschen übertragen werden, sofern es vorher eine infizierte Person gestochen hat. Durch Reiserückkehrer treten diese tropischen Krankheiten auch in Deutschland auf, so gab es im Kreis Bergstraße im Jahr 2024 zum Beispiel 13 dokumentierte Fälle von Dengue-Fieber. Eine nachgewiesene Übertragung durch eine Tigermücke gab es in Hessen bislang aber nicht. „Es gibt keinen Grund zur Panik, noch sind es auch relativ wenige Fälle dieser Krankheiten, die nach Deutschland eingeschleppt werden. Doch mit einer weiteren Verbreitung der Tigermücke steigt auch das Risiko“, sagt Artur Jöst von der KABS.
Die Geschäftsstelle Klimaanpassung des Hessischen Landesamtes für Gesundheit und Pflege (HLfGP), die dem Hessischen Gesundheitsministerium untergeordnet ist, überwacht die Verbreitung der Tigermücke mit einem Stechmücken-Monitoring. Wer glaubt, eine Tigermücke eingefangen zu haben, kann sie zur Bestimmung ans HLfGP schicken. Weitere Informationen hierzu gibt es unter der Mailadresse klima@hlfgp.hessen.de. Die typischen Erkennungsmerkmale der Asiatischen Tigermücke: Ihre hinteren Beine enden mit einem breiten weißen Schuppenstreifen. Ein weiteres auffälliges Merkmal ist der weiße Streifen, der sich vom Hinterkopf über den Rücken bis hin zum Flügelansatz erstreckt.
„Wir alle können dazu beitragen, die Gesundheitsgefährdung durch die Asiatische Tigermücke in Hessen gering zu halten. Dazu sensibilisieren wir die Menschen für dieses Thema und wollen sie motivieren, selbst aktiv zu werden, um die Ansiedelung der Tigermücke von vornherein zu verhindern – denn das ist der beste Schutz“, erklärt die hessische Gesundheitsministerin Diana Stolz.
Die Asiatische Tigermücke fühlt sich in urbanen Räumen wohl. Sie bevorzugt kleine Wasseransammlungen als Brutstätten. Schon wenige Milliliter stehendes Wasser reichen aus, damit sich ihre Larven entwickeln können. Mögliche Brutstätten können daher sein: nicht abgedeckte Regentonnen, Eimer, Gießkannen, Blumenkästen mit Wasserspeicher, Blumentopf-Untersetzer, Blumenvasen auf Friedhöfen, im Freien gelagerte Reifen, Sonnenschirmfußständer, verstopfte Regenrinnen, Gullys, aber auch die weggeworfene Coladose im Gebüsch. Keine Brutstätten sind gechlorte Pools und belebte Gartenteiche, in denen zum Beispiel Fische die Mückenlarven fressen können.
Wer sich und andere vor der Tigermücke schützen will, kann deshalb schon mit wenigen Handgriffen etwas tun, um die Ansiedlung auf dem eigenen Grundstück zu vermeiden:
- Wasseransammlungen zum Beispiel in Blumentopfuntersetzern, ungenutzten Gießkannen, Sonnenschirmfüßen oder Eimern vermeiden, Regentonnen und andere Gefäße lückenlos abdecken
- Wasser in Vogeltränken oder Planschbecken mindestens einmal wöchentlich austauschen
- Regenrinnen mehrmals im Jahr vom Laub befreien, damit kein Wasserstau entsteht
- auf dem Friedhof ungenutzte Blumenvasen auf den Kopf stellen.
- Auch Teiche bieten eine Brutstätte für Stechmücken. Fische und die in naturbelassenen Gartenteichen lebenden Insekten fressen Stechmückenlarven. Daher: Biodiversität des Gartenteiches fördern.
Für eine Eindämmung der Population sorgt auch die KABS, die in ihren Mitgliedskommunen auch im Kreis Bergstraße gegen die Asiatische Tigermücke vorgeht. Eine vollständige Auslöschung ist dabei aber nur noch bei kleinen, lokal begrenzten Populationen möglich. Bei größeren, weit verbreiteten Populationen konzentriert sich die Bekämpfung durch Fachpersonal inzwischen vor allem auf sensible Bereiche wie Altenheime oder Kindergärten, während gleichzeitig die Bevölkerung für eigenständiges Handeln sensibilisiert wird. „Das Ziel muss es sein, die Populationsdichte zu minimieren. Nur so können wir Lebensqualität erhalten und das Krankheitsrisiko so weit wie möglich minimieren“, sagt Artur Jöst von der KABS.