Kreis Bergstraße (kb). Am 3. Oktober 1990, vor 35 Jahren, erfolgte der Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Die Teilung des Landes war damit nach 45 Jahren offiziell beendet. Heute ist der Tag der deutsche Nationalfeiertag, an dem jedes Jahr bundesweit offizielle Feierstunden stattfinden.
Doch die junge Generation in Deutschland hat die DDR und die Wiedervereinigung gar nicht mehr erlebt. Für sie ist es wichtig, dass zwischen den historischen Ereignissen und ihrem eigenen Alltag Anknüpfungspunkte geschaffen werden. Aus diesem Grund sucht der Kreis Bergstraße zum Tag der Deutschen Einheit regelmäßig den Dialog mit jungen Menschen, um mit ihnen gemeinsam auf Teilung und Wiedervereinigung zu blicken. In diesem Jahr waren Landrat Christian Engelhardt und der Kreistagsvorsitzende Joachim Kunkel für eine Gesprächsrunde zu Gast am Lessing-Gymnasium in Lampertheim.
Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus einem Geschichts- und einem Deutschkurs der 11. Jahrgangsstufe, ihren Lehrerinnen Katja Böttche und Julia Schubert-Förster, Schulleiterin Silke Weimar-Ekdur und dem stellvertretenden Schulleiter Jérôme Dath sprachen sie über das Thema „DDR-Alltag – Jugend zwischen Freiheit und Kontrolle: Gesprächsrunde über damals und heute“. Die Jugendlichen hatten zur Vorbereitung den Roman „Gittersee“ von Charlotte Gneuß im Deutschunterricht gelesen und das politische System der DDR im Geschichtsunterricht besprochen.
Das Gespräch drehte sich vor allem darum, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede es im Alltag der Jugendlichen im Vergleich zum Leben in der DDR gibt. Welche Einschränkungen gab es damals und welche würden sie heute am meisten stören? Welche Freiheiten sind heute selbstverständlich – und wie würden die Jugendlichen reagieren, wenn sie sie verlieren? Wie sehr prägt es eine Gesellschaft bis in eigene Familien und Freundschaften hinein, wenn das Klima von Überwachung und Misstrauen geprägt ist?
Viele Schülerinnen und Schüler zogen Bezüge zur Gegenwart: von den Gefahren von Social-Media-Blasen über die aktuelle Weltlage bis zu den Freiheiten bei Mode, Musikgeschmack oder Ausbildungswahl, die sie im Gegensatz zu Menschen in totalitären Systemen genießen.
„Es ist wichtig, dass wir Unrecht und Unfreiheit in der ehemaligen DDR und die Bedeutung der Wiedervereinigung immer wieder in unser Bewusstsein rücken. Denn leider vergessen Menschen schnell, wie der Alltag in totalitären Staaten aussieht. Insbesondere wenn die, die das Unrecht noch selbst erlebt haben, mit der Zeit weniger werden, die Zeitzeugen aussterben. Das merkt man aktuell am Erstarken von antidemokratischen Kräften in der ganzen Welt. Umso mehr freut es mich, wie intensiv ihr euch mit diesem Teil der deutschen Geschichte auseinandergesetzt habt. Das ist wichtig, schließlich seid ihr die Stimmen von morgen für Demokratie und Freiheit“, richtete sich Landrat Christian Engelhardt zum Abschluss an die Schülerinnen und Schüler.