Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Kinder und Jugendliche vor Gefährdungen schützen – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe 


Kreis Bergstraße (kb). Zu den wichtigsten Aufgaben des Jugendamtes im Landkreis Bergstraße zählt es, wirksame Strukturen für den bestmöglichen Kinderschutz vorzuhalten. Hierzu hat der Jugendamtsleiter Kai Kuhnert gemeinsam mit der Ersten Kreisbeigeordneten Diana Stolz von Anbeginn ihrer gemeinsamen Dienstaufnahme im Jahr 2016, sehr viel getan: die dazu notwendigen Strukturen kontinuierlich optimiert, Multiplikatoren gewonnen, Fortbildungen und Maßnahmen implementiert, Abläufe angepasst, Schnittstellen verbessert, Wissensmanagement interdisziplinär weiterentwickelt, neue Kooperationen initiiert, Personalstellen für neue Aufgaben im Kinderschutz geschaffen und ein kreisweit verlässliches Kinderschutz-Netzwerk kontinuierlich ausgebaut. Denn: Beide, Stolz und Kuhnert, verbindet von Anbeginn ihrer gemeinsamen Arbeit der Wunsch, immer mehr Kinder, die von Gewalt und Vernachlässigung in ihrer Entwicklung bedroht sind, durch gezielte Maßnahmen noch wirksamer schützen zu können.

Das dies in den letzten Jahren durchaus gelungen sein dürfte, zeigen die Eingänge der Hinweise beim Jugendamt, auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung. Die Zahl der gemeldeten Fälle hat sich von 2016 bis 2021 fast verdreifacht. So gingen im Jahr 2021 500 Hinweise auf mögliche Gefährdungssituationen von Kindern und Jugendlichen beim Jugendamt ein. „Es ist wichtig, möglichst viele Fälle aus dem Dunkeln ins Hellfeld zu bekommen und dadurch Kinder, die in ihrer Entwicklung bedroht sind, zu schützen, aber auch den Eltern nach Möglichkeit präventive Hilfe anzubieten, so dass sie in der Folge wieder verantwortlich für ihr Kinder sorgen können“, so Diana Stolz.

„Auch im Landkreis Bergstraße gibt es Situationen, in denen Kinder psychische oder physische Gewalterfahrungen machen oder sexuell missbraucht und vernachlässigt werden. Umso besser ist es, dass es mit dem Jugendamt eine Institution gibt, die in solchen Situationen die Rechte der Kinder wahrt und sie schützt“, so Kai Kuhnert, Leiter des Jugendamtes.

Natürlich kann dies nicht allein gelingen und deshalb sind durch den Einsatz von Stolz und Kuhnert und gemeinsam mit den handelnden Mitarbeitenden im Jugendamt sowie mit den Kooperationspartnern, in den vergangenen Jahren Netzwerke entstanden, die gerade in der Pandemiesituation ihre Wirksamkeit entfaltet haben. Zu nennen ist hier unter anderem die bereits im Jahr 2017 abgeschlossene Vereinbarung mit der Gewaltschutzambulanz Heidelberg, in dessen Folge, ein landesweites Modellprogramm, zunächst in Baden-Württemberg, zur Begutachtung von Kindern mit Gewalterfahrung entstanden ist. „Diese Vereinbarung hat sich in den letzten Jahren mehrfach bewährt, sei es, wenn darum gegangen ist, Verletzungs- oder Misshandlungsspuren gerichtsfest zu dokumentieren oder aber auch Eltern oder Verwandte zu entlasten“, so Sabrina Weiher, stellvertretende Fachbereichsleiterin des Allgemeinen Sozialen Dienstes. Jenem Dienst im Jugendamt, der mit seinem circa 30 Mitarbeitenden, Tag und Nacht das Kindeswohl absichert. Denn das Jugendamt hat den gesetzlichen Auftrag, Hinweisen auf eine mögliche Kindeswohlgefährdung nachzugehen und zum Schutz von Kindern und Jugendlichen tätig zu werden. Das Gesetz regelt, welche Schritte die Mitarbeitenden des Jugendamtes verbindlich einzuhalten haben. Dazu gehört unter anderem, dass jede eingehende Meldung, egal auf welchen Weg sie den Mitarbeitenden zu Kenntnis gelangt, überprüft und schriftlich dokumentiert werden muss. Außerdem verschaffen sich die Fachkräfte in der Regel einen ersten persönlichen Eindruck davon, wie es den Kindern zu Hause geht. Dies geschieht je nach Einschätzung der Gefahrenlage, mit oder ohne Ankündigung des Hausbesuches. Diana Stolz weiß: „Dies stellt für die Mitarbeitenden eine hohe fachliche und persönliche Herausforderung dar. Ihnen gebührt dafür Dank und Anerkennung.“

Aber auch weitere Netzwerkstrukturen und Vereinbarungen zum Erkennen von Kindeswohlgefährdungssituationen im Kreis Bergstraße, beispielwiese mit Kindertageseinrichtungen, Kindertagespflegepersonen, Sportvereinen, Trägern der freien Jugendhilfe, Gesundheitsfachkräften, Ärzten und dem staatlichen Schulamt, haben dazu beigetragen, einen aktiven Beitrag zum Schutz von Kindern und Jugendlichen zu schaffen. „Kinderschutz lebt von handelnden Personen und ist nicht nur Sache von Institutionen, sondern eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so Stolz. Sie betont deshalb: „Es ist wichtig, dass jeder genau hinschaut und sich mit dem Jugendamt in Verbindung setzt, wenn er sieht, dass es Kindern nicht gut geht. Dies ist kein Anschwärzen, sondern hilft den Kindern, die sich selbst keine Hilfe holen können.“ Auch Kuhnert weist darauf hin: „Es geht dem Jugendamt nicht darum, Kinder aus den Familien heraus zu holen, sondern vielmehr darum, gemeinsam mit den Eltern Lösungen zu finden und das Kindeswohl am besten dauerhaft im häuslichen Umfeld zu sichern.“ Dezernentin Stolz betonte zudem, dass „Erziehung keine leichte Aufgabe“ sei und Eltern das Recht auf unterschiedliche Hilfe und Unterstützungsangebote im Jugendamt hätten.

Um auch zukünftig den wachsenden Herausforderungen gerecht werden zu können, wurde kürzlich ein Kinderschutzteam im Allgemeinen Sozialen Dienst geschaffen, welches während der Dienstzeiten des Jugendamtes unter der Rufnummer 06252/154188 erreichbar ist. Außerhalb dieser Zeiten steht ein Rufbereitschaftsdienst, der über die Polizei erreichbar ist, zur Verfügung. „Wir haben in den letzten Jahren viel bewegt und werden auch zukünftig alles dafür tun, dass der Schutz von Kindern und Jugendlichen im Landkreis höchste Priorität hat. Wir haben eine gute Kooperationsstruktur und sehr gute Netzwerke. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Beteiligten bedanken“, so Diana Stolz. „Wir werden auch in Zukunft leider nicht alles verhindern können, aber wir wollen zumindest im Vorfeld alles getan haben, was in unserer Macht steht, um Kinder zu schützen“, so Jugendamtsleiter Kuhnert abschließend.