Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Weiter hoher Beratungsbedarf bei Familien im Kreis Bergstraße


Kreis Bergstraße (kb). Die Dienstleistungen der Erziehungsberatungsstellen des Kreises Bergstraße und des Caritasverbandes Darmstadt in Bensheim, Fürth und Lampertheim bleiben auch Jahre nach Ende der Corona-Pandemie stark nachgefragt. Für das Jahr 2024 verzeichneten die drei Beratungsstellen erneut Fallzahlen auf einem hohen Niveau. Wie aus dem aktuellen Jahresbericht hervorgeht, wurden im Jahr 2024 insgesamt 2.436 Kinder, Jugendliche und ihre Familien beraten, im Vorjahr waren es mit 2.428 Fällen ähnlich viele.

775 der Fälle entfielen auf die Beratungsstelle in Bensheim (Vorjahr: 729 Fälle), 893 auf die in Fürth mit Außenstellen in Heppenheim und Wald-Michelbach (Vorjahr: 891) und 768 auf die in Lampertheim mit Außenstelle in Viernheim (Vorjahr: 808). Die Beratungsstellen in Bensheim und Lampertheim werden vom Kreis Bergstraße getragen, die Beratungsstelle in Fürth vom Caritasverband Darmstadt, mit dem der Kreis eng und vertraglich vereinbart kooperiert. Zum ersten Mal veröffentlichten die drei Beratungsstellen für das Jahr 2024 einen gemeinsamen Jahresbericht.

„Wir spüren in unserer Gesellschaft die Auswirkungen multipler Krisen, die auch unsere Kinder und Jugendlichen massiv beeinflussen. Daher ist es sehr wichtig, dass wir im gesamten Landkreis mit einer flächendeckenden, kostenlosen und niedrigschwelligen Beratung unterstützen können. Die große Nachfrage nach unseren Erziehungsberatungsstellen verdeutlicht nicht nur den Bedarf der jungen Menschen und ihrer Familien, sie zeigt auch, dass unseren Beratungsstellen ein hohes Vertrauen entgegengebracht wird, ihr Angebot bekannt ist und sie gut vernetzt sind. Mein Dank gilt daher allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Beratungsstellen für die wichtige und herausfordernde Arbeit, die sie jeden Tag leisten“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete und für das Jugendamt zuständige Dezernentin Angelika Beckenbach.

„Die Erziehungsberatung im Kreis Bergstraße ist ein wichtiger Baustein, um Familien und Kindern in schwierigen Lebenssituationen Orientierung und Halt zu geben. Wir erleben tagtäglich, wie groß der Bedarf ist und wie sehr frühe, niedrigschwellige Beratung dabei hilft, Probleme rechtzeitig zu erkennen und abzufedern. Die gute, verlässliche Zusammenarbeit zwischen den Trägern sorgt dafür, dass wir gemeinsam viele Menschen erreichen. Jeder Euro, der in diese Arbeit investiert wird, ist gut angelegtes Geld, denn wir eröffnen Kindern und Familien echte Perspektiven“, sagt Winfried Hoffmann, Direktor des Caritasverbandes Darmstadt e. V..

Schwerpunkte der Beratungstätigkeit im Jahr 2024 waren wie im Vorjahr vor allem familiäre Trennungs- und Scheidungssituationen. Die Unterstützung reicht dabei von Einzelgesprächen über gemeinsame Elterngespräche bis hin zu gerichtsvermittelten, teils hochkonflikthaften Trennungssituationen, die den Beraterinnen und Beratern viel abverlangen. Besonders nachgefragt waren erneut Gruppenangebote für Kinder aus Trennungs- und Scheidungsfamilien in Bensheim und Lampertheim.

Weitere häufige Beratungsthemen umfassten allgemeine Erziehungsfragen, emotionale Probleme sowie belastende Familiensituationen. Dabei stellten alle drei Beratungsstellen fest, dass sich die Problemlagen der Familien und somit der Kinder und Jugendlichen im Kreis Bergstraße zunehmend komplex gestalten.  Immer mehr Familien benötigen auf die Beratung folgende Hilfen, wie zum Beispiel die Weiterverweisungen an Ehe- oder Schuldnerberatung oder Psychotherapie. Diagnostik, Therapien und angemessenen Förderungen bedürfen aber immer längerer Wartezeiten. „Durch ihre Zugänglichkeit und ihre kurzen Wartezeiten leisten unsere Beratungsstellen angesichts des stark gestiegenen Bedarfs bei Kindern und Jugendlichen zwar einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung der Familien, sie werden aber auch zunehmend zu einer Überbrückungsdistanz. Die Beratung, die sie anbieten, kann jedoch keine Therapie ersetzen“, betont der Leiter des Bergsträßer Jugendamtes Kai Kuhnert.

Steigende Zahlen sind auch im Bereich der Beratung bei Kindeswohlgefährdungen zu verzeichnen. In allen drei Beratungsstellen gibt es zertifizierte so genannte insoweit erfahrene Fachkräfte (iseF), die von Kindertagesstätten, Kindertagespflegepersonen, Jugendzentren und Familienhebammen im Kreis angefragt werden müssen, wenn gewichtige Anhaltspunkte für eine mögliche Kindeswohlgefährdung beobachtet werden. Die iseF führt eine anonyme Beratung mit der Einrichtung durch, schätzt die Gefährdung für das Kind ein und gibt eine Empfehlung für das weitere Vorgehen ab. „Dass dieses Angebot zunehmend genutzt wird, zeigt ein wachsendes Bewusstsein für den Kinderschutz in immer mehr Einrichtungen im Kreis. Es konnten erfolgreich Hemmungen abgebaut werden, sich in Verdachtsfällen fachliche Unterstützung zu suchen“, sagt die Erste Kreisbeigeordnete Angelika Beckenbach.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der drei Beratungsstellen beraten bei Erziehungs- und Familienfragen sowie bei Schwierigkeiten und Auffälligkeiten in der Entwicklung oder dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus begleiten sie bei sozialen und psychischen Problemen sowie bei Schwierigkeiten im Kindergarten und in der Schule. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Beratungsteams unterliegen dabei der Schweigepflicht und arbeiten streng vertraulich. Die Beratungsangebote können kostenlos in Anspruch genommen werden. Alle weiteren Informationen finden Sie hier: https://www.kreis-bergstrasse.de/unser-buergerservice/familie-jugend-senioren/familienbegleitende-dienstleistungen/erziehungsberatungsstellen/