Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Wie geht es dem Kreis nach eineinhalb Jahren Corona?


Kreis Bergstraße (kb). Auch in diesem Jahr begibt sich Landrat Christian Engelhardt wieder auf Sommertour quer durch den Landkreis. Dabei will er vor allem der Frage auf den Grund gehen, wie es dem Kreis nach eineinhalb Jahren Corona geht.

Besichtigten gemeinsam den Interimsmodulbau an der Schillerschule Bürstadt: (v.l.n.r.) die zweite Konrektorin, Alexandra Schwarz, Landrat Christian Engelhardt, Bürgermeisterin Barbara Schader und Johannes Kühn, kaufmännischer Leiter des Eigenbetriebs Schule und Gebäude Wirtschaft.
Besichtigten gemeinsam den Interimsmodulbau an der Schillerschule Bürstadt: (v.l.n.r.) die zweite Konrektorin, Alexandra Schwarz, Landrat Christian Engelhardt, Bürgermeisterin Barbara Schader und Johannes Kühn, kaufmännischer Leiter des Eigenbetriebs Schule und Gebäude Wirtschaft.

Dabei konnte er feststellen, dass das Leben trotz Pandemie nicht stehen geblieben ist. So steigt bereits seit einigen Jahren die Zahl der Schulkinder im Kreis immer weiter an. Einige Schulen hat der Kreis als Schulträger bereits modernisiert und ausgebaut, weitere Schulbauprojekte sind bereits gestartet oder befinden sich noch in der Abstimmung. Eine Baumaßnahme ist jüngst in Bürstadt an der Schillerschule gestartet. Dort hatte der Kreis vor Kurzem einen Modulbau errichten lassen, in den die Schule nun während der Sommerferien umzieht. Als Auftakt seiner Sommertour machte sich Landrat Christian Engelhardt persönlich ein Bild vom Start des Schulumzugs. „Die Bauarbeiten hier an der Schillerschule sind schon etwas ganz Besonderes. Es ist eine der größten Baumaßnahmen an einer Grundschule im Kreis. Uns als Schulträger ist es bei solchen Arbeiten wichtig, dass die Interimsgebäude unseren hohen qualitativen Ansprüchen gerecht werden. So schaffen wir beste Rahmenbedingungen für das Lernen sowie die Schülerinnen und Schüler“ betonte Engelhardt.

Die Schulgemeinde freue sich bereits sehr darauf, nach den Ferien in den neuen Räumen Unterricht zu haben, berichtete der stellvertretende Schulleiter Rolf Winkler dem Landrat, als dieser die neuen Klassenräume in dem Interimsgebäude besichtigte. Das neue Gebäude sei modern ausgestattet und besäße ein sehr angenehmes Raumklima. Bei seinem Besuch nahm Engelhardt aber auch noch Anregungen der Schulgemeinde mit. So wird er prüfen lassen, wie sich Schatten- und Sitzgelegenheiten auf dem Interimsschulhof realisieren lassen und welche Möglichkeiten es für temporäre Spiel- und Kletterutensilien gibt, damit die Kinder auch während der Baumaßnahme auf dem kleineren Schulhof sich genug bewegen und beschäftigen können.

Sommerlerncamp an der Pestalozzischule in Lampertheim

Landrat Christian Engelhardt (links) tauschte sich mit Schulleiterin Michaela Ohse-Beck über die Sommerlerncamps und den Unterricht während der Corona-Pandemie aus.
Landrat Christian Engelhardt (links) tauschte sich mit Schulleiterin Michaela Ohse-Beck über die Sommerlerncamps und den Unterricht während der Corona-Pandemie aus.
Landrat Christian Engelhardt (links) tauschte sich mit Schulleiterin Michaela Ohse-Beck über die Sommerlerncamps und den Unterricht während der Corona-Pandemie aus.
Landrat Christian Engelhardt (links) tauschte sich mit Schulleiterin Michaela Ohse-Beck über die Sommerlerncamps und den Unterricht während der Corona-Pandemie aus.

Die Bergsträßer Schulen waren in der Corona-Pandemie aber auch besonders gefordert: Wechselunterricht, Homeschooling und das Umsetzen immer neuer Hygienerichtlinien stellte die Schulleitungen und Lehrkräfte nicht selten vor kurzfristige Herausforderungen. Darüber tauschte sich Engelhardt an der Lampertheimer Pestalozzischule mit Schulleiterin Michaela Ohse-Beck aus. Beide stellten fest, dass die Abläufe an den Schulen im Verlauf der Pandemie immer besser wurden und Änderungen immer schneller und leichter umgesetzt werden konnten. Dennoch hat sich herausgestellt, dass manche Schulkinder Lücken beim Unterrichtsstoff hatten. Ob dies nur der Pandemie zuzuschreiben sei oder auch andere Gründe haben könnte, lässt sich dabei jedoch nicht sagen. Die Pestalozzischule ist deshalb dem Aufruf des hessischen Kultusministeriums gefolgt und hat für Schülerinnen und Schüler, bei denen die Lehrkräfte einen Förderbedarf sahen, ein Sommerlerncamp in der letzten Ferienwoche angesetzt. Dafür haben die Lehrerinnern und Lehrer schon jetzt auf die individuellen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes ein Lernpaket mit Lernplan zusammengestellt. Landrat Engelhardt und Schulleiterin Ohse-Beck waren sich dabei einig, dass die Sommerlerncamps auch für die Zeit nach „Corona“ echtes Potenzial haben.

 Ralf Neumann (rechts), Servicetechniker für Funkmasten bei der Telekom, zeigte Landrat Christian Engelhardt (links) die Technik, die in einem 5G-Funkmast steckt.

Guter Fortschritt beim 5G-Ausbau im Kreis Bergstraße

Homeschooling und Homeoffice während der Pandemie haben gezeigt, wie wichtig eine gute digitale Infrastruktur ist. Dazu gehört auch das Handynetz. Darüber, wie der 5G-Ausbau im Kreis Bergstraße voranschreitet, tauschte sich Christian Engelhardt im Rahmen seiner Sommertour mit Michael Zieg von der Telekom in Viernheim aus. Zieg konnte dem Landrat dabei eine recht erfreuliche Bilanz vorweisen: Von 83 Mobilfunkanlagen der Telekom im Landkreis sind 50 bereits mit 5G ausgestattet und 81 Anlagen senden bereits LTE (4G). Für die nächsten fünf Jahre seien derzeit zudem 16 weitere Standorte geplant. Dabei sei es ein besonderes Anliegen, den ländlichen Raum stärker abzudecken, sodass es in Zukunft möglichst keine Funklöcher mehr geben wird. „Löcher im Funknetz passen nicht zu unserem modernen Leben. Der Kreis setzt sich für einen möglichsten schnellen und flächendeckenden Ausbau der 5G-Technologie ein, da diese in Zukunft auch im Bereich der Rettungsdienste eine zunehmend wichtige Rolle spielen wird“, so Landrat Engelhardt. So könnten mit 5G in Zukunft etwa wichtige Daten von Patienten aus dem Rettungswagen direkt in die Krankenhäuser versendet werden. Oder in anderen Fällen könnte auch ein Facharzt in den Rettungswagen zugeschaltet werden, sodass die Versorgung während des Transports noch weiter optimiert werden könnte. „5G wird in Zukunft in jedem Fall das Maß aller Dinge sein“, ist Engelhardt überzeugt.

Tauschten sich über den geplanten Schnellradweg zwischen Weinheim und Mannheim aus: (v.l.n.r.) Landrat Christian Engelhardt, Klemens Gröger von der Verbandsregion Rhein-Neckar, Carsten Miller von der Stadt Viernheim und Bürgermeister Matthias Baaß.
Tauschten sich über den geplanten Schnellradweg zwischen Weinheim und Mannheim aus: (v.l.n.r.) Landrat Christian Engelhardt, Klemens Gröger von der Verbandsregion Rhein-Neckar, Carsten Miller von der Stadt Viernheim und Bürgermeister Matthias Baaß.

Zwischen Weinheim und Mannheim entsteht ein „Radcomfortweg“

Durch die Corona-Pandemie hat sich auch das Freizeitverhalten vieler Menschen verändert. So haben viele Deutsch in den letzten eineinhalb Jahren das Fahrradfahren und Wandern für sich wiederentdeckt. „Durch die Corona-Pandemie hat sich bereits einiges im Mobilitätsverhalten unserer Bürgerinnen und Bürger verändert. Und da wird sich in Zukunft auch noch mehr tun. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel ist es ein wichtiges Ziel, dass die Menschen bei Kurzstrecken auf Fahrräder statt auf ihren PKW zurückgreifen. Aber dafür brauchen wir die richtige Radinfrastruktur“, betonte Landrat Christian Engelhardt in Viernheim. Dort soll im Laufe der nächsten Jahre ein Radschnellweg entstehen, der Weinheim und Mannheim miteinander verbindet. „Das Fahrrad ist in Viernheim ein ideales Fortbewegungsmittel. Der neue Radschnellweg wird zum neuen regionalen Rückgrat werden“, betonte Bürgermeister Matthias Baaß, der mit seinem Fahrrad zu diesem Termin gefahren war. „Dieses besondere, grenzübergreifende Projekt gehen wir zusammen mit dem Verband Metropolregion Rhein-Neckar an, das ist der ideale Partner für ein Vorhaben mit drei Städten, zwei Landkreisen und zwei Bundesländern.“

Derzeit werden mögliche Förderungen für dieses grenzübergreifende Vorzeigeprojekt durch die Länder Hessen und Baden-Württemberg geprüft, berichtete Klemens Gröger von der Verbandregin Rhein-Neckar. Danach soll mit den konkreten Planungen begonnen werden, bei denen dann auch die Bürgerinnen und Bürger regelmäßig beteiligt werden sollen. „Der Radschnellweg soll vor allem ein flüssigeres Vorankommen der Radfahrerinnen und Radfahrer ermöglichen. Denn: An jeder Ampel stehen zu bleiben kostet Zeit, die mit diesem Weg hoffentlich eingespart werden kann. Der neue Radschnellweg soll dabei ein echter Radcomfortweg werden und eine Bereicherung für alle Bürgerinnen und Bürger sein“, so Engelhardt.

Bedürfnisse von Mensch und Natur in Balance bringen

Landrat Christian Engelhardt (2.v.r) sprach gemeinsam mit Günther Hagemeister (links) sowie Sascha Bodamer-Greis (2.v.l.) und Werner Kluge von HessenForst darüber, wie die Bedürfnisse der Natur und die der Menschen im Viernheimer Glockenbuckel in Balance gehalten werden könnten.
Landrat Christian Engelhardt (2.v.r) sprach gemeinsam mit Günther Hagemeister (links) sowie Sascha Bodamer-Greis (2.v.l.) und Werner Kluge von HessenForst darüber, wie die Bedürfnisse der Natur und die der Menschen im Viernheimer Glockenbuckel in Balance gehalten werden könnten.

Auch zu der zweiten liebsten Freizeitbeschäftigung der Deutschen während Corona – dem Wandern – informierte sich der Bergsträßer Landrat auf seiner Sommertour. So traf sich Engelhardt mit Vertretenden der ortsansässigen Naturschutzgruppen und von HessenForst im Viernheimer Glockenbuckel. Die Naturschützer machten bei diesem Termin den Landrat darauf aufmerksam, dass zu viel „Tourismus“ dem Naturschutzgebiet in Viernheim auch schaden kann. So würden Besucherinnen und Besucher immer wieder Müll achtlos liegen lassen oder Spaziergänger ihre Hunde ableinen oder die Wege verlassen. Dadurch gefährdeten sie jedoch bedrohte Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel die seltene Kreuzkröte die im Glockenbuckel heimisch ist und geschützt werden müsse. Gemeinsam mit den Naturschützern sprach der Landrat darüber, wie die Bedürfnisse der Natur und die der Menschen im Viernheimer Glockenbuckel in Balance gehalten werden könnten. Dabei erfuhr er, dass geplant ist, Informationstafeln im gesamten Gebiet aufzustellen. Mit diesen sollen die Besucherinnen und Besucher darauf aufmerksam gemacht werden, wie jede und jeder Einzelne einen persönlichen Beitrag zum Erhalt des Naturschutzgebiets leisten kann. „Der Glockenbuckel ist ein sehr sensibler Lebensraum“, betonte Engelhardt. „Ich finde Ihren Ansatz, die Bürgerinnen und Bürger nicht einfach nur auf die Verbote aufmerksam machen – etwa, dass Hunde nicht ohne Leine laufen dürfen oder Menschen die Wege nicht verlassen dürfen. Sondern, dass Sie die Menschen hier vor Ort auch aktiv darüber informieren, warum das so ist.“ Ziel sollte es in jedem Fall sein, die urzeitlichen Dünen mit ihrer besonderen Vegetation zu erhalten, damit noch möglichst viele Menschen für möglichst lange Zeit, dieses besondere Fleckchen Natur genießen können.

In Lampertheim erkundigte sich Landrat Christian Engelhardt (rechts), wie Helmut und Sandra Steinmetz mit ihrem Hofladen in Lampertheim die Pandemie bisher überstanden haben.
In Lampertheim erkundigte sich Landrat Christian Engelhardt (rechts), wie Helmut und Sandra Steinmetz mit ihrem Hofladen in Lampertheim die Pandemie bisher überstanden haben.

Wie hat die Landwirtschaft die Corona-Pandemie bisher überstanden?

Durch die Corona-Pandemie haben sich auch für die Landwirtschaft im Kreis Bergstraße besondere Herausforderungen ergeben. Hierzu tauschte sich Landrat Engelhardt in Lampertheim mit Familie Steinmetz und Dr. Willi Billau aus. Dabei berichtete Familie Steinmetz, wie sie mit einem zweiten Verkaufsautomaten, einem Lieferservice, Sonderöffnungszeiten für Angehörige der Risikogruppe und einem Onlineshop versucht haben, der Pandemie entgegenzuwirken und Lösungen zu finden. Diese Lösungen haben auch gut funktioniert, aber trotzdem ging Corona nicht spurlos an dem Betrieb vorüber. So war die Nachfrage auf den Märkten im Kreis zum Beispiel deutlich niedriger und auch die jährlichen Veranstaltungen wie das Hoffest oder das Spargelfest vielen 2020 gänzlich aus.

Landrat Christian Engelhardt (links) tauschte sich mit Dr. Willi Billau (rechts) darüber aus, wie es der Landwirtschaft im Kreis nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie geht.
Landrat Christian Engelhardt (links) tauschte sich mit Dr. Willi Billau (rechts) darüber aus, wie es der Landwirtschaft im Kreis nach eineinhalb Jahren Corona-Pandemie geht.

Doch nicht nur die Direktvermarktung stellte viele Landwirte im vergangenen Jahr vor Herausforderungen, sondern auch die Tatsache, dass viele Erntehelfer nur mit großer Anstrengung in Deutschland einreisen durften, so Dr. Billau. Trotz aller Schwierigkeiten konnten glücklicherweise trotzdem noch circa 70 bis 75 Prozent der Ernte eingebracht werden.