Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Landlust für Nachwuchsmediziner


Der Kreis Bergstraße nimmt am deutschlandweit einmaligen Projekt „Landpartie 2.0.“ teil, mit dem Ziel, den Medizinstudenten den Beruf Landarzt wieder schmackhaft zu machen. Landrat Christian Engelhardt und die Erste Kreisbeigeordnete Diana Stolz unterzeichneten gemeinsam mit den Vertretern der Goethe-Universität Frankfurt Prof. Dr. Birgitta Wolf, Präsidentin der Universität, Dr. Sabine Monz, Leiterin Research Service Center, und Prof. Dr. Ferdinand Gerlach MPH, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin,  eine entsprechende Vereinbarung nach Beschluss des Kreisausschusses. Damit kann das Projekt im Landkreis starten, an dem fünf Arztpraxen teilnehmen. Es ist geplant, dass jährlich fünf Studierende die Arbeit dieser Praxen begleiten, so dass innerhalb von drei Jahren insgesamt 15 angehende Mediziner an die Allgemeinmedizin herangeführt werden. Die Studierenden können so die Tätigkeit eines Allgemeinmediziners in der Praxis und aus nächster Nähe kennenlernen. 

Erste Kreisbeigeordnete Stolz freut sich sehr, dass im Sommer 2017 die ersten Medizinstudenten in den Kreis kommen. Die Arztpraxen befinden sich im Odenwald sowie im Ried. Dabei ist geplant, dass die Studenten jeweils in beiden Teilregionen Praxisabschnitte durchlaufen. 

Mit Blick auf aktuelle Tendenzen gilt es in besonderer Weise dafür zu sorgen, dass auch künftig Hausärzte auf dem Land und wohnortnah praktizieren. Trotz einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft und einer damit einhergehenden höherem Versorgungsnachfrage stellt sich die Suche nach einem Nachfolger für die örtlichen Hausärzte oft als schwierig dar. Der Kreis Bergstraße führt dieses Projekt gemeinsam mit dem Landkreis Fulda und dem Hochtaunuskreis durch. 

Es ist angedacht, dass sich die Teilnehmenden des Projekts bei einer gemeinsamen Veranstaltung auch überregional kennenlernen.

„Die teilnehmenden Ärzte aus den Teilregionen Odenwald und Ried legen damit einen wichtigen Grundstein für die Zukunft der medizinischen Versorgung. Ich bin begeistert und dankbar, dass der Kreis Bergstraße hier zu den deutschlandweiten Vorreitern zählt und nicht nur agiert, sondern Maßstäbe setzt“, freut sich Erste Kreisbeigeordnete und Gesundheitsdezernentin Diana Stolz über die Teilnahme der Arztpraxen. Die Kreisspitze plant, dass angehende Allgemeinmediziner möglichst alle Praxisabschnitte vom Beginn des Studiums bis zum Erwerb der Facharztqualifikation „Allgemeinmediziner“ im Kreis Bergstraße ableisten können. 

Hintergrund:

Das Projekt „Landpartie 2.0“ soll, in Zusammenarbeit mit den drei Landkreisen, den Medizinstudenten die Möglichkeit geben, im Rahmen des Blockpraktikums „Allgemeinmedizin“ die hausärztliche Tätigkeit in ländlichen Regionen kennenzulernen. 

Ziel des Lehrangebots ist es, einen intensiven und kontinuierlichen Einblick in die hausärztliche Medizin zu ermöglichen. Über fünf Semester im klinischen Studienabschnitt hinweg, absolvieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßige Praxisphasen in ausgewählten Hausarztpraxen. In einer 1:1-Betreuung erleben die Studierenden schon früh den Umgang mit Patienten. Die Praxisphasen werden von Kurs- und Seminarteilen begleitet, so dass die curricularen Pflichtveranstaltungen im Fach „Allgemeinmedizin“ sowie das klinische Wahlfach automatisch abgedeckt werden können.

Im Vergleich zum Konzept des „Weiterbildungsverbund Bergstraße“ setzt das Projekt „Landpartie 2.0“ direkt im Medizinstudium an. Der Weiterbildungsverbund hingegen setzt sich für Assistenzärzte ein, welche das Studium bereits abgeschlossen haben und sich auf den Erwerb des Fachtitels Allgemeinmediziner spezialisieren möchten. Die Karrierelaufbahn eines Allgemeinmediziners beginnt mit einem Grundlagenstudium, der sogenannten „Vorklinik“ mit angeschlossenem Pflegepraktikum. Im zweiten Theoretischen Teil, der „Klinik“, geht es mit den klinischen Fächern weiter und die ersten Kontakte mit Patienten werden hergestellt. Nach Beendigung der beiden theoretischen Phasen startet das Praktische Jahr. Die Studierenden arbeiten hier für ein Jahr im Krankenhaus und übernehmen unter Aufsicht ärztliche Aufgaben. Die Dauer des Medizinstudiums beträgt mindestens 6 Jahre. 

Um Allgemeinmediziner zu werden, muss nach dem abgeschlossenen Studium eine Weiterbildung im Bereich „Allgemeinmedizin“ absolviert werden. Dazu arbeiten die jungen Ärzte für zwei bis vier Jahre in einer Klinik. Anschließend folgt eine zweijährige Weiterbildungszeit in einer Hausarztpraxis. Damit der Übergang zwischen Klinik und Hausarztpraxis reibungslos für die Studierenden abläuft, haben Vertreter des Kreiskrankenhauses Heppenheim, der Vitos Klinik sowie sieben niedergelassene Allgemeinmediziner eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet, mit der eine praxisnahe Weiterbildung von Medizinern zu Fachärzten für Allgemeinmedizin im Kreis Bergstraße eingerichtet wird. 

Der Weiterbildungsverbund verfolgt das Ziel, die Ausbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin optimal aufeinander abzustimmen und die Ärzte in ihrer mindestens fünfjährigen Weiterbildung zu unterstützen.