für Abtsteinach, Grasellenbach, Hirschhorn, Neckarsteinach und Wald-Michelbach
Unsere Bildungskonferenz ist erfolgreich abgeschlossen. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr engagiertes Mitwirken, die konstruktiven Beiträge und den offenen Austausch. Ein besonderer Dank gilt auch den Moderatorinnen und Moderatoren, die mit viel Einsatz und Fachkompetenz durch die Veranstaltung geführt haben.
Die Dokumentation der Konferenz finden Sie auf dieser Seite.
Familienleben: Er lebt bei seiner Familie, bestehend aus seinen Eltern und seiner 10-jährigen Schwester. Seine Eltern sind berufstätig und haben einen mittleren Bildungsabschluss.
Schule: Er geht in die 3. Klasse und nimmt am Ganztagsangebot seiner Schule teil.
Durch die Einführung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen bis 2026 verbringen die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit in der Schule. Daher stellt sich die Frage, wie Schule und außer-schulische Lernorte verzahnt werden können, um Schule zu einem Lebensraum weiterzuentwickeln, der den Bedürfnissen der Kinder entspricht.
Sich in die Persona hineinversetzen
Beschreiben Sie Liam. Was ist Liam für ein Kind (aufgeschlossen, quirlig, schüchtern)? Was interessiert ihn? Was sind seine Bedürfnisse?
Liam ist ein freundliches, aufgewecktes Grundschulkind, das sich gut in Gruppen einfügt. Er gilt als interessiert, eher ruhig und unauffällig – ein Kind, das sich gut an Regeln hält und in der Schule gerne mitarbeitet. Er macht zuverlässig seine Hausaufgaben und fühlt sich im schulischen Umfeld wohl.
Typisch für viele Jungen in seinem Alter interessiert sich Liam besonders für Fußball und Lego. Letzteres lässt auch auf eine kreative Ader schließen, denn das Spielen mit Lego setzt Fantasie und räumliches Denken voraus. Liam ist nicht aufdringlich, sondern eher offen und anpassungsfähig, was ihn in Gruppen beliebt macht.
Er bringt ein ausgeprägtes Bewegungsbedürfnis mit und scheint kein Problem damit zu haben, wenn er nach Schulschluss länger bleiben muss – er wartet geduldig, auch wenn andere Kinder bereits abgeholt wurden. Aus dem Schulalltag berichten die Teilnehmenden, dass Kinder wie Liam sehr von gemeinsamen Aktivitäten wie Picknicken oder gemeinsamen Mahlzeiten profitieren. Diese stärken das Gefühl von Gemeinschaft und schaffen wichtige soziale Erlebnisse.
Auffällig ist, dass Liams Tagesablauf stark durchgetaktet erscheint. Es fehlen ausreichend Pausen und Ruhezeiten, die für Kinder in seinem Alter essenziell sind. Zudem wurde beobachtet, dass viele Grundschulkinder – auch bedingt durch die Nachwirkungen der Corona-Zeit – ein größeres Bedürfnis nach Zuwendung und einem offenen Ohr haben. Besonders dann, wenn diese emotionale Unterstützung im Elternhaus nicht zuverlässig gegeben ist, brauchen Kinder wie Liam ein Umfeld, das ihnen zuhört, sie wahrnimmt und stärkt.
Bestandsaufnahme des Bildungsangebots
Welche außerschulischen Lernorte kennen Sie, mit der Liams Schule prinzipiell zusammenarbeiten könnte?
Für die Schule von Kindern wie Liam gibt es in der Region Überwald eine Vielzahl an außerschulischen Lernorten und Kooperationsmöglichkeiten. Dazu zählen kulturelle Einrichtungen wie das Hof-Theater Tromm, das bereits Theaterstücke für Kinder ab drei Jahren sowie für Schülerinnen und Schüler anbietet, oder die Tournee-Oper aus Schwetzingen. Auch regionale Künstlerinnen und Künstler bieten kreative Anknüpfungspunkte.
Zudem gibt es viele praxisnahe Lernorte: Führungen durch Firmen oder durch die Kläranlage, Waldaktionstage mit dem Förster oder Besuche bei der Polizei können spannende Lernanlässe schaffen. Ein gelungenes Beispiel ist das Kochprojekt mit einem Seniorenheim an der Ulfenbachtalschule, das sowohl alltagspraktisches Lernen als auch intergenerationellen Austausch fördert.
Darüber hinaus bietet die Region eine lebendige Vereinslandschaft – Sportvereine, Musikschulen, Feuerwehr, Kirchen –, die sich für Kooperationen mit Schulen öffnen. Hobbys und Kompetenzen der Eltern könnten ebenfalls gezielt eingebunden werden, etwa durch Vorführungen im Unterricht oder über ihre Kontakte zu außerschulischen Partnern. Weitere kreative Ideen umfassen Formate wie eine offene Bühne im Schulhof, Tanzen in der Pause oder Musikprojekte mit Schülergruppen aus anderen Schulen.
Das Magazin „Überwald aktuell“ bietet zudem regelmäßig eine gute Übersicht über aktuelle regionale Angebote für Kinder und Familien.
Welche Angebote würden Liams Bedürfnisse entsprechen?
Liam würde von Angeboten profitieren, die Alltagskompetenzen vermitteln – beispielsweise durch gemeinsames Kochen, das Erlernen einfacher Haushaltsfertigkeiten oder das Üben praktischer Dinge wie das Finden einer Busverbindung. Solche Aktivitäten stärken nicht nur Selbstständigkeit, sondern bieten auch lebensnahe Lernanlässe.
Auch Demokratiebildung – bereits im Grundschulalter – wurde als wichtig genannt, um frühzeitig Mitbestimmung und soziale Verantwortung zu fördern.
Schließlich würde Liam durch seine Begeisterung für Bewegung und Sport stark von einer Einbindung in den Fußballverein oder ähnliche sportliche Freizeitangebote profitieren, die gleichzeitig Gemeinschaftssinn und körperliche Aktivität fördern.
Weiterentwicklung des Bildungsangebots
Wie sieht Schule als Lebensraum aus, der Kindern gute Bildung ermöglicht?
Eine Schule, die als Lebensraum verstanden wird, geht über reine Wissensvermittlung hinaus. Sie bietet Kindern Raum zur persönlichen Entwicklung und schafft Bedingungen, in denen sie sich wohl und angenommen fühlen. Ein zentrales Element dabei ist der Ganztagsbereich. Gerade Kinder aus Familien mit wenig Ressourcen würden davon besonders profitieren – doch nicht alle Eltern können sich den Ganztag leisten. Deshalb sollte ein ganzheitliches Ganztagsangebot möglichst kostenfrei, flexibel und für alle zugänglich sein. Eltern wünschen sich zudem mehr Gestaltungsmöglichkeiten, etwa ihr Kind nur an bestimmten Tagen in die Betreuung zu geben.
Schule als Lebensraum bedeutet auch, Ruhe- und Rückzugsräume zu schaffen. Der Alltag vieler Kinder ist eng getaktet – umso wichtiger sind gemütlich eingerichtete Räume, die Pausen und Erholung ermöglichen. Ebenso ist es notwendig, Schulkonzepte regelmäßig weiterzuentwickeln. Viele Kinder entsprechen nicht mehr den Vorstellungen traditioneller Schulmodelle – eine moderne Schule richtet sich daher an den Bedürfnissen der Kinder aus, nicht umgekehrt.
Ein solcher Lebensraum Schule wirkt über das eigene Haus hinaus: Er kooperiert mit Kindergärten und weiterführenden Schulen, teilt Erfahrungen und Know-how. Zudem ist die Schule inklusiv und gerecht, sie erreicht auch bildungsferne Familien und trägt damit aktiv zur Bildungsgerechtigkeit bei.
Gelebte Beteiligung ist ein weiteres Kennzeichen: Kinder sollen bei der Gestaltung von Räumen und Schulhof mitwirken können. Auch naturnahe Lernumgebungen, etwa durch Schulgärten oder begrünte Außengelände, stärken das Wohlbefinden und die Verbindung zur Umwelt. Und ganz praktisch: Auch an kleine, aber wirkungsvolle Dinge wie eine „Schmutzschleuse“ (z. B. eine Zwischenzone zwischen draußen und drinnen) sollte gedacht werden, um den Alltag angenehmer zu gestalten.
Was würde die Zusammenarbeit zwischen Schule und außerschulischen Lernorten und Personen unterstützen?
Die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern ist für Schulen wertvoll, wird jedoch oft durch Zeitmangel und fehlende finanzielle Ressourcen erschwert. Eine große Hilfe wäre eine strukturierte Übersicht mit Ansprechpartnern und transparenten Informationen zu entstehenden Kosten.
Die Organisation solcher Kooperationen könnte effizienter verlaufen, wenn nicht allein die Schulleitung, sondern mehrere Lehrkräfte gezielt Zuständigkeiten für bestimmte Partner übernehmen. Dabei könnten auch bestehende persönliche Kontakte des Schulpersonals genutzt werden. Fördervereine spielen ebenfalls eine wichtige Rolle: Ohne ihr Engagement würden viele Projekte gar nicht realisiert werden können.
Verlässlichkeit ist entscheidend – Kooperationspartner sollten bereit sein, nicht nur punktuelle Aktivitäten, sondern auch pädagogisch fundierte Konzepte umzusetzen. Unterstützung von außen kann durch die Fachberatung des Staatlichen Schulamts, insbesondere im Bereich Kultur, erfolgen.
Um neue Kooperationen anzubahnen, wurde die Idee eines Networking-Formats oder Barcamps eingebracht, organisiert von Kreis oder Schulamt. Solche Formate – wie zum Beispiel ein ungezwungenes Treffen unter dem Motto „Bildung isst Wurst“ – bieten eine Gelegenheit zum offenen Austausch zwischen Lehrkräften, Künstler*innen und anderen Bildungsakteuren.
Quintessenz
Schule, die auch Lebensraum ist, nutzt ihr Netzwerk mit anderen Schulen und außerschulischen Partnern, um Schülerinnen und Schüler Erfahrungen zu ermöglichen, die sie so sonst nicht machen würden und die ihren Horizont erweitern. Sie erreicht und fördert alle Kinder unabhängig von ihrem Elternhaus.
Aufgrund der hohen Nachfrage, wurde der Workshop doppelt angeboten.
Name und Alter: Robin Kupfer, 16 Jahre
Familienleben: Robin lebt bei seinen Eltern. Sein Vater ist ge-lernter Versicherungskaufmann und arbeitet als Gutachter bei einer Versicherung. Seine Mutter hat einen Minijob bei einer Bäckerei.
Schule: Robin besucht eine Gesamtschule und erwirbt bald seine mittlere Reife. Er könnte danach das Abitur machen, sich eine Ausbildung suchen, sich für ein FSJ melden, ein Jahr work-and-travel machen oder einfach erstmal genießen, frei zu haben.
In der Jugendphase müssen Jugendliche so einiges bewältigen: Loslösung des Elternhauses, Übergang Schule Beruf, eine eigene Identität entwickeln… Wie müsste eine Bildungslandschaft aussehen, die gute Bildung ermöglicht und Jugendliche bei der Bewältigung der Herausforderungen, die das Jugendalter so mit sich bringt, unterstützt?
Sich in die Persona hineinversetzen
Versetzen Sie sich in Robin hinein! Was sind typische Herausforderungen in der Jugendphase? Was beschäftigt Robin?
Können ihm seine Eltern helfen?
Robin steht – wie viele Jugendliche – vor einer Vielzahl von Herausforderungen. Eine zentrale Frage ist: Was beschäftigt Robin nicht? Die Themen Bildung und Berufsorientierung stehen im Vordergrund, doch viele Jugendliche wie Robin wirken orientierungslos. Häufig fehlt es ihnen an Vorbildern, und sie verbringen ihre Zeit „herumhängend“, weil ihnen eine klare Perspektive fehlt. Ein häufiges Phänomen ist das sogenannte „GAP-Jahr“: Nach dem Abitur passiert erstmal nichts – ein Jahr, das oftmals verloren geht.
Ein Grund für die Orientierungslosigkeit liegt auch im hohen Arbeitspensum an Schulen. Mit 36 bis 40 Stunden pro Woche bleibt kaum Raum, sich ernsthaft mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen. Es braucht deshalb eine systematische Berufsorientierung – möglichst schon ab der 6. oder 7. Klasse. Dabei ist wichtig zu vermitteln: Eine Ausbildung bildet die Basis, aber der Lebenslauf ist danach keineswegs in Stein gemeißelt. Tatsächlich haben bereits 40 % der Auszubildenden Abitur, was zeigt, dass sich auch mit höheren Abschlüssen eine Lehre lohnen kann.
Ein weiteres Problem ist die hohe Erwartungshaltung der Eltern, die teils Druck aufbauen, teils aber auch unterstützend wirken. So können sie durch „Hilfe zur Selbsthilfe“ wichtige Impulse geben – wie etwa bei einem Jugendlichen, der auf elterlichen Rat hin vier Bewerbungen schrieb und vier Zusagen erhielt. Solche Erfolgserlebnisse stärken die Selbstwirksamkeit und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Zugleich bleibt der Zugang zu Praktika schwierig. Die Mobilität ist eingeschränkt, insbesondere auf dem Land. Viele Jugendliche wissen kaum, wie Berufe in der Praxis aussehen – auch weil sie pandemiebedingt („Corona-Jugend“) keine Praktika absolvieren konnten. Die Hürde, selbst ein Praktikum zu organisieren, ist hoch. Lehrkräfte und Eltern müssen daher Hand in Hand arbeiten, um Jugendliche zu motivieren und zu unterstützen. Auch die Kommunikation mit Betrieben ist eine Herausforderung: Während ältere Ausbilder noch auf klassische Wege wie Telefon oder E-Mail setzen, kommunizieren Jugendliche lieber per Messenger oder Apps. Es braucht also neue Wege der Ansprache.
Forschung zeigt, dass sich heutige Jugendliche mit älteren Generationen eigentlich gut verstehen – im privaten Bereich fehlt aber oft die Verbindung. Hier können Bildungsinstitutionen Brücken bauen.
Bestandsaufnahme des Bildungsangebots
Nach welchen Angeboten und Formaten wird Robin suchen?
Wie informiert sich Robin? Wen wird er fragen?
Robins Motivation ist häufig pragmatisch: Er möchte Geld verdienen. Sobald er darin eine Chance erkennt, wird er aktiv. Dabei sucht er nach Formaten, die ihm Arbeit abnehmen – etwa bei der Bewerbung oder der Suche nach Praktikums- und Ausbildungsplätzen. Auch digitale Hilfsmittel wie ChatGPT werden bereits zur Erstellung von Bewerbungen genutzt. Entscheidend ist dabei die Rolle der Eltern, die als Sparringspartner agieren und Bewerbungen gemeinsam mit ihren Kindern reflektieren sollten.
Statt auf klassische Beratungsangebote zurückzugreifen, verlässt sich Robin stärker auf seine Peer-Group. Freunde haben einen deutlich größeren Einfluss als Eltern oder Berufsberaterinnen und -berater. Vorbilder spielen ebenfalls eine zentrale Rolle – sei es im positiven oder abschreckenden Sinne. Hier können auch externe Impulse helfen: Programme wie die Ausbildungsbotschafter der IHK, bei denen junge Azubis in Schulen von ihrem Berufsalltag berichten, können wichtige Anregungen geben.
Ein weiteres Beispiel ist der Bildungsträger „Mein mutiger Weg“ (Persönlichkeitsentwicklung, interaktiven Seminare, Mentoring-Programme) oder Formate wie das IHK-Speeddating. Allerdings sind viele dieser Angebote bei Eltern wenig bekannt und gehen im Informationsdschungel unter. Um Jugendliche zu erreichen, braucht es auch Bildungsformate an Orten, an denen sie sich aufhalten – wie Jugendzentren.
Weiterentwicklung des Bildungsangebots
Welche Bildungsangebote müsste es geben, die Robin bei der Bewältigung der Jugendphase unterstützt?
Was wünschen Sie sich für Jugendliche wie Robin?
Um Robin effektiv zu unterstützen, müssen Bildungsangebote besser erreichbar, verständlich und alltagsnah sein. Digitale Tools sollten so intuitiv funktionieren wie der Amazon-Kundenservice – etwa mit Chatfunktionen in Apps. Gleichzeitig darf das Angebot nicht zu stark vereinfacht werden. Die Technik muss dem Nutzungsverhalten der Jugendlichen entsprechen: smartphoneoptimiert, kommunikationsoffen über Plattformen wie WhatsApp oder TikTok.
Datenschutzbestimmungen erschweren dabei allerdings vieles – zum Beispiel die automatische Übermittlung von Ergebnissen aus Berufswahltests. Trotz technischer Lösungen bleibt die persönliche Beratung ein zentraler Baustein. Diese sollte niedrigschwellig, ortsnah und flexibel gestaltet sein.
Die Jugendlichen sollen außerdem nicht nur unterstützt, sondern auch gefordert werden. Sie sollen „in Bewegung kommen“ – das Ziel ist Aktivierung. Schule spielt dabei eine wichtige Rolle, indem sie Möglichkeiten und Anreize schafft. Gleichzeitig müssen strukturelle Rahmenbedingungen stimmen: Die Nähe zur Berufsschule ist für viele entscheidend. Schülerinnen und Schüler aus Hirschhorn und Neckarsteinach haben oft lange Anfahrtswege zur zuständigen Berufsschule in Bensheim oder Lampertheim und müssen extra Anträge stellen, um in die nähergelegenen Orte wie Mannheim oder Heidelberg den theoretischen Teil ihrer Ausbildung absolvieren zu können.
Auch der ÖPNV ist häufig unzureichend – besonders für Schichtarbeiterinnen und -arbeiter, etwa in der Pflege oder Industrie. Außerdem trägt das zum Fachkräftemangel bei; wenn ein Jugendlicher sich für den Pflegeberuf interessiert, aber ohne eigenes Auto und einen Führerschein seine Ausbildung nicht machen kann, wird er sich nicht für diese Richtung entscheiden.
Dass Jugendlich erst jobben müssen, um sich den Führerschein und damit eine Ausbildung leisten zu können, ist keine gute Entwicklung. Gleichzeitig finden auch viele Unterstützungsangebote wie Maßnahmen für Jugendliche ohne Ausbildung in Bensheim, Lampertheim oder Viernheim statt und sind aus dem Odenwald kaum zu erreichen.
Quintessenz: Ein Bildungsstandort, der gute Bildung für Jugendliche ermöglicht, …
... braucht eine tragfähige Infrastruktur – dazu gehören ein funktionierender ÖPNV, leistungsfähiges Internet und ein einfacher Zugang zu Bildungsangeboten in all ihren Facetten.
Und vielleicht auch: einen kostenlosen Führerschein für Dorfkinder.
Moderation: Jan Fuchs und Tanja Malko, Kreis Bergstraße
Familienstand: Sie ist geschieden und hat keine Kinder.
Ausbildung und Beruf: Silke hat studiert und ist Vertriebsleiterin in einem mittelständischen Unternehmen.
Fachkraft werden und Fachkraft bleiben trotz strukturellem Wandel des Arbeitsmarkts. Wie ist die aktuelle Bildungslandschaft aufgestellt, um auf zukünftige Veränderungen des Arbeitsmarktes vorzubereiten?
Sich in die Persona hineinversetzen
Versetzen Sie sich in Silke hinein. Was möchte sie in ihrem Leben erreichen? Was sind ihre Ziele?
Silke ist 42 Jahre alt, steht mitten im Leben, hat einen guten Job und keine Kinder. Konkrete Lebensziele hat sie derzeit jedoch noch nicht definiert. Sie befindet sich in einer Phase der Neuorientierung, ausgelöst durch eine kürzlich erfolgte Scheidung. Um für sich Anhaltspunkte für die persönliche und berufliche Zielentwicklung zu finden, sucht Silke gezielt nach Beratungsangeboten. Dabei geht es ihr nicht nur um eine Bilanz ihrer bisherigen formalen Bildung – wie Schule oder Studium – sondern auch darum, eigene Interessen und Neigungen zu entdecken: Was macht ihr Spaß?
Silke fühlt sich in dieser Phase der Orientierung oft „planlos“. Deshalb ist eine strukturierte Beratung wichtig, die realistische Chancen, persönliche Fähigkeiten und individuelle Wünsche miteinander in Einklang bringt. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Framing: Die Beratung sollte helfen, realistische Perspektiven mit den eigenen Vorstellungen zu verbinden und auch Perspektivwechsel (Re-Framing) ermöglichen. Im Idealfall folgt dieser Prozess einem klaren Dreischritt: Beratung – Orientierung – Zieldefinition.
Dabei sollte sowohl Silkes individuelle Lebenssituation als auch die Lage am Arbeitsmarkt berücksichtigt werden, denn beides muss miteinander harmonieren. Da sie unabhängig von ihrem Arbeitgeber zur Beratung kommt, ist das Ziel ihrer weiteren Entwicklung nicht vorgegeben, sondern muss gemeinsam mit ihr erarbeitet werden. Erste Impulse können z. B. über niedrigschwellige Angebote wie Kurse an der Kreisvolkshochschule (KVHS) erfolgen. Auf diese Weise lässt sich ein erster Zugang finden, dem eine gezieltere Weitervermittlung zu anderen Bildungsträgern oder zur Agentur für Arbeit folgen kann.
Bestandsaufnahme des Bildungsangebots
Nach welchen Angeboten und Formaten wird Silke suchen?
Silke wird voraussichtlich nach Weiterbildungsformaten suchen, die sich mit ihrer beruflichen Tätigkeit vereinbaren lassen – etwa berufsbegleitende Modelle wie Fernstudiengänge oder Abendschulen. Aufgrund finanzieller Überlegungen wird sie vermutlich auf bezahlbare oder zunächst kostenfreie Angebote zurückgreifen. Zwar wäre auch eine Absprache mit ihrem Arbeitgeber denkbar, Silke scheint dies aber eher nicht anzustreben. Eine persönliche Beratung ist ihr wichtig: Dazu zählt insbesondere die Berufsberatung im Erwerbsleben – etwa durch die Agentur für Arbeit oder durch unabhängige Bildungsträger.
Welche Angebote gibt es bereits?
Es stehen bereits verschiedene Unterstützungsangebote zur Verfügung. Die Agentur für Arbeit bietet etwa Berufsberatung im Erwerbsleben an. Ergänzend kann Silke niedrigschwellig erste Erfahrungen sammeln, zum Beispiel über Kurse der Kreisvolkshochschule (KVHS), die auch als Möglichkeit zur beruflichen Neuorientierung dienen könnten. Weitere Ansprechpartner sind private Bildungsträger, Bildungskoordinatoren und Bildungscoaches, etwa im Rahmen der regionalen Wirtschaftsförderung. Auch Beratungsangebote von Industrie- und Handelskammern (IHK) sowie Handwerkskammern (HWK) stehen zur Verfügung.
Wie informiert sich Silke?
Silke nutzt primär digitale Informationskanäle. Sie recherchiert online und lässt sich zusätzlich durch ihr soziales Umfeld inspirieren – beispielsweise durch ihren Schwager, der sie auf einen Bildungscoach im Rahmen der Wirtschaftsförderung aufmerksam gemacht hat. Eine wichtige Frage für Silke ist dabei nicht nur, welche Angebote es gibt, sondern vor allem: Welche dieser Angebote passen wirklich zu mir? Die gezielte Auswahl und Bewertung relevanter Optionen ist für sie ein zentraler Bestandteil des Orientierungsprozesses.
Weiterentwicklung des Bildungsangebots
Welche Bildungsangebote sollte es geben, damit Silke ihre Bildungsziele erreicht?
Um Silke auf ihrem Bildungsweg bestmöglich zu unterstützen, braucht es Angebote, die sich flexibel an ihre Lebenssituation anpassen lassen – etwa in Voll- oder Teilzeit sowie in verschiedenen Lernformaten, wie blended learning oder vollständig digital. Wichtig ist dabei, individuelle Bedürfnisse wie z. B. Kinderbetreuung (auch wenn Silke selbst aktuell keine Kinder hat) grundsätzlich mitzudenken, um eine möglichst breite Zugänglichkeit zu gewährleisten.
Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Finanzierbarkeit: Bildungsangebote sollten förderfähig sein oder zumindest teilweise finanziell unterstützt werden können. Die Kostenfrage stellt ein wesentliches Entscheidungskriterium dar.
Darüber hinaus braucht es eine gute Orientierungshilfe bei der Auswahl geeigneter Maßnahmen – etwa durch Filterfunktionen oder klar strukturierte Übersichten. Eine regionale Bildungs-Suchmaschine oder ein kompakter One-Pager mit allen relevanten Anlaufstellen in der Umgebung wäre hier sehr hilfreich.
Was wünschen Sie sich für Menschen wie Silke?
Für Menschen wie Silke wünschen sich die Teilnehmenden vor allem, dass sie das passende Angebot für sich findet, das sie auf ihrem individuellen Bildungsweg weiterbringt – ganz gleich, ob es der nächste konkrete Schritt oder ein erster Impuls zur Orientierung ist. Wichtig sind niedrigschwellige Zugänge, die auch ohne lange Recherche oder Vorkenntnisse nutzbar sind.
Gleichzeitig braucht es Unterstützung, um einen realistischen Blick auf die eigenen Fähigkeiten und die aktuellen Gegebenheiten am Arbeitsmarkt zu entwickeln. Denn nur wenn beides zusammenpasst, kann Bildungsplanung langfristig erfolgreich sein – und Silkes Wunsch nach persönlicher und beruflicher Weiterentwicklung in Erfüllung gehen.
Quintessenz: Ein Bildungsstandort, der gute Bildung für Erwachsene im Erwerbsleben ermöglicht, …
… muss eine fundierte Beratung anbieten,
… muss eine intuitive, fundierte und niedrigschwellige Informationsplattform bieten und
… muss ein flexibles, passendes und „realistisches“ Bildungsangebot bieten.
Bergsträßer Bildungsdreieck
Informationen zum Download
Moderation: Alexander Löffelholz, Kreis Bergstraße
Familienstand: Er ist verheiratet und seine Frau ist noch berufstätig. Sein Sohn lebt in Hamburg und Norbert hat keine Enkelkinder.
Beruf: Er arbeitet seit mehr als 30 Jahren in einem metallverarbeitenden Betrieb und geht in 8 Monaten in Rente.
Renteneintritt und was dann? Lernen und Persönlichkeitsentwicklung endet nicht mit einem bestimmten Alter, denn Bildung ist ein lebenslanger Prozess. Welche Möglichkeiten sollte eine Bildungs-landschaft bieten, damit sich Menschen auch in der Phase nach dem Erwerbsleben entfalten können?
Anmerkung: Die Teilnehmenden beschlossen, dass zur besseren Repräsentation eine weibliche Persona ergänzt werden sollte. Die Gruppe einigte sich daraufhin auf eine zweite Persona mit dem Namen Roberta.
Zudem wurde die Konzeption der Persona Norbert kritisch hinterfragt: Mehrere Teilnehmende äußerten, dass das dargestellte Szenario – eine Person ohne Hobbys und ohne Vorstellungen für die Zeit nach dem Berufsleben – als unrealistisch empfunden werde.
Sich in die Persona hineinversetzen
Versetzen Sie sich in Norbert hinein. Was interessiert ihn? Welche Ressourcen bringt er mit? Vor welchen Herausforderungen steht Norbert?
Die Persona interessiert sich für eine Rentenberatung. Zunächst steht nicht die Freizeitgestaltung im Vordergrund, sondern die Sicherung der Existenz. Reicht ihr die Rente? Wie teuer wird die Krankenkasse? Wurden die notwendigen Beitragszahlerjahre erreicht und ist ein Hinzuverdienst mit einem Minijob möglich?
Norbert ist ein Macher. Da seine Frau noch im Erwerbsleben steht, wird er zukünftig das Kochen übernehmen. Außerdem bringt er aus seiner Berufserfahrung insbesondere technische Kenntnisse mit. Vielleicht wird er sich im Repair-Café engagieren.
Die größte Herausforderung wird sein, den Tag zu strukturieren und nicht nur „rumzusitzen“. Insbesondere, da der Lebenspartner sich noch in einer anderen Lebensphase befindet, muss die Struktur im Einklang mit dem Partner geschaffen werden.
Die Hemmschwelle, sich an einem Bildungsangebot zu beteiligen ist groß, kennt die Persona noch niemanden, der ebenfalls an dem Angebot teilnehmen wird. Und was genau erwartet sie dort? Vielleicht traut sie sich nicht alleine auf neue Menschen zuzugehen, die sich untereinander möglicherweise schon viele Jahre kennen. Diese Hemmschwelle ist besonders groß, wenn die Persona neuzugezogen und nicht in der Kommune verwurzelt ist.
Frage – Bestandsaufnahme des Bildungsangebots
Nach welchen Angeboten und Formaten wird Norbert suchen?
Ein erster Schritt, die Hemmschwelle zu überschreiten, wäre ein Sportangebot für Senioren in der Gemeinschaft wahrzunehmen. Hier kann man Kontakte knüpfen und Gleichgesinnte treffen.
Sicher ist es auch nicht einfach, einen Menschen, der sich bisher in seinem Leben nicht engagiert hat, ins Ehrenamt zu bringen. Erfahrungsgemäß engagieren sich hauptsächlich Menschen, die seit der Kindheit in Vereinen sozialisiert wurden. Da dies bei Norbert offenbar nicht der Fall ist, ist ein ehrenamtliches Engagement eher unwahrscheinlich.
Möglicherweise möchte sich die Persona auch ihren Lebenstraum verwirklichen, z.B. mit einem Wohnmobil durch die Welt reisen.
Die Persona wird nach Angeboten suchen, die digital oder analog beworben werden.
Welche Angebote gibt es bereits?
gesetzliche/private Rentenberatung,
Sozialverbände, wie beispielsweise der VdK,
Organisationen wie das Begegnungszentrum „BeGehZett“ oder das Repair-Café, Broschüre des Kreisseniorenbeirats (die jedoch zu wenig bekannt ist und daher an mehr öffentlichen Orten mit niederschwelligem Zugang, wie beispielsweise dem BeGehZett ausgelegt werden sollte),
PauLa - Psychosoziale Fachkraft auf dem Land,
Bibliotheksverbund mit Zugriff auf digitale Medien.
Die bestehenden Angebote sind qualitativ gut, werden jedoch zu wenig wahrgenommen.
Wie informiert sich Norbert?
Norbert hat die Odenwälder Zeitung abonniert, diesen Luxus kann sich Roberta aufgrund ihrer kleinen Rente leider nicht leisten. Leider kommt es immer wieder vor, dass erst nach den Veranstaltungen eine Berichterstattung in der Zeitung veröffentlicht wird, ohne die Veranstaltungen vorher über die Presse zu bewerben.
Beide informieren sich aber auch über Aushänge im Begegnungszentrum „BeGehZett“ und deren Newsletter. Außerdem teilen ihre Bekannten (Multiplikatoren) immer wieder interessante Angebote aus der Region über ihren WhatsApp-Status, die diese Informationen z.B. aus dem Internet beziehen. Außerdem liegt in der Tourist-Info die kostenlose Monatszeitschrift mit Veranstaltungen und Aktivitäten im Odenwald aus.
Die Kommune bietet jedes Jahr einen Seniorenausflug und eine Seniorenweihnachtsfeier an. Dort spricht der Bürgermeister über die kommenden Veranstaltungen und verschiedene Bildungsanbieter sind ebenfalls vor Ort um ihre Angebote vorzustellen.
Die Persona hat kein Interesse an „Kaffee und Kuchen“, die „neue“ Seniorengeneration trifft sich lieber auf einen Aperol Spritz oder ein Frühstück bei den Di@-Lotsen. Auch diese Generation entwickelt sich weiter, hat andere Ansprüche und ist aktiver als die Senioren früher.
Falls die Persona sich ehrenamtlich engagieren möchte, findet sie auf der Webseite ihrer Kommune eine Übersicht der Vereine vor Ort oder kann sich über die hessenweite Ehrenamtsbörse www.ehrenamtssuche-hessen.de über Gesuche informieren.
Weiterentwicklung des Bildungsangebots
Welche Bildungsangebote sollte es geben, damit Norbert seine Nacherwerbsphase gestalten kann?
Bezahlbare Bildungsangebote, die sich auch eine berentete Person mit kleinem Einkommen leisten kann. Interessant sind Fahrten/Ausflüge oder Urlaubsangebote in der Gemeinschaft.
Insgesamt gibt es viele gute Angebote, die aber zu wenig bekannt sind.
Was wünschen Sie sich für Menschen wie Norbert?
Norbert sollte mit Interesse und offenen Augen durch die Welt gehen, um mögliche Angebote wahrzunehmen.
Was wünschen Sie sich für Menschen wie Norbert?
Norbert sollte mit Interesse und offenen Augen durch die Welt gehen, um mögliche Angebote wahrzunehmen.
Quintessenz: Ein Bildungsstandort, der gute Bildung für Menschen in der Nacherwerbsphase ermöglicht, …
… muss vorhandene Angebote zielgruppengerecht kommunizieren, sowohl digital als auch im Printformat.
Familienstand: Omar kommt aus Afghanistan und hat eine Aufenthaltsgestattung. Er lebt seit drei Monaten im Kreis Bergstraße. Seine Familie wohnt noch in Afghanistan.
Schule und Ausbildung: Omar hat in Afghanistan auf Baustellen aus-geholfen und als Jugendlicher bei verschiedenen Einzelhändlern gearbeitet. Er hat acht Jahre die Schule besucht und kann sich rudimentär auf Deutsch verständigen.
Menschen die neu in Deutschland sind, stehen vor vielen Herausforderungen gleichzeitig. Der Spracherwerb alleine ist schwierig, aber das Zurechtfinden im deutschen Bildungs-, Ausbildungs- und Berufssystem stellt für viele die nächste Hürde dar. Wie müsste eine Bildungslandschaft aussehen, die jungen Zugewanderten bei ihrem Neustart optimal unterstützt?
Sich in die Persona hineinversetzen
Versetzen Sie sich in Omar hinein! Was interessiert ihn? Was sind typische Herausforderungen in Omars Lebenssituation? Welche Ressourcen bringt er mit?
Omar ist 18 Jahre alt und erst seit wenigen Monaten in Deutschland. Er stammt aus Afghanistan und befindet sich aktuell in einer sensiblen Übergangsphase – aus der Schulpflicht entlassen, aber noch ohne formalen Bildungsabschluss. Seine Lebenswirklichkeit unterscheidet sich stark von der vieler Gleichaltriger: Omar hat, wie es formuliert wurde, „einen anderen Film“ – andere Erfahrungen, andere Ausgangsbedingungen.
Zu den größten Herausforderungen zählen fehlende Sprachkenntnisse sowie ein nur sehr begrenzter Zugang zu Sprachkursen – insbesondere im ländlichen Raum wie Wald-Michelbach. Teilweise liegt sogar eine geringe oder keine Alphabetisierung vor, was den Zugang zu Bildungsangeboten zusätzlich erschwert. Auch Anschluss an bestehende Bildungs- oder Freizeitangebote fehlt häufig, sei es aus Unsicherheit, mangelnden Informationen oder auch aus sozialer Zurückhaltung: Viele junge Migranten trauen sich schlicht nicht, Angebote wahrzunehmen.
Hinzu kommt, dass Omar – wie viele junge Menschen in seiner Situation – stark in familiäre Verpflichtungen eingebunden ist, was zusätzliche Belastungen mit sich bringt. Trotz all dieser Hürden bringt Omar wichtige Ressourcen mit: Er gilt als handwerklich geschickt, zeigt eine hohe Motivation und den Wunsch, sich zu integrieren und beruflich Fuß zu fassen – auch wenn ihm derzeit klare Perspektiven und Ansprechpersonen fehlen.
Ein weiterer Punkt, der im Austausch deutlich wurde: Es mangelt an der Beteiligung schulischer Akteure, die gerade in der Übergangsphase von der Schule in das Berufsleben wichtige Brücken bauen könnten. Hier wäre stärkere Vernetzung und Kooperation mit lokalen Schulen und Bildungseinrichtungen notwendig.
Bestandsaufnahme des Bildungsangebots
Nach welchen Angeboten und Formaten wird Omar suchen?
Omar steht vor der Entscheidung, entweder einen Schulabschluss nachzuholen oder direkt in das Berufsleben einzusteigen. Um beides überhaupt möglich zu machen, wird er in erster Linie nach Sprachkursen suchen – eine grundlegende Voraussetzung, um sich im Alltag und auf dem Arbeitsmarkt zurechtzufinden. Wichtig für ihn sind niedrigschwellige, gut erreichbare Angebote, die auf seine Lebenssituation abgestimmt sind. Zudem benötigt er einen ruhigen Raum zum Lernen, um sich konzentriert auf den Spracherwerb oder Schulstoff vorbereiten zu können.
Auch Programme wie „Wirtschaft integriert“ könnten für ihn interessant sein, ebenso wie Unterstützungsangebote, die über die Zukunftsoffensive Überwald laufen. Ein Problem: Omars aufenthaltsrechtlicher Status ist nicht abschließend geklärt, was sich auf seine Zugänge zu bestimmten Bildungs- oder Förderangeboten auswirken kann.
Welche Angebote gibt es bereits?
Tatsächlich existieren einige unterstützende Programme – allerdings nicht direkt in Wald-Michelbach. Das Programm „Wirtschaft integriert“ wird zum Beispiel in Bensheim angeboten, ebenso gibt es dort Sprachkurse. In Wald-Michelbach selbst wurde deutlich, dass die Angebotslage extrem dünn ist. Zwar bestehen Möglichkeiten für eine Ausbildung oder Qualifizierung, doch fehlt es vor Ort an konkreten, zugänglichen Maßnahmen für junge Menschen wie Omar.
Wie informiert sich Omar? Wen wird er fragen?
Omar nutzt vor allem Mund-zu-Mund-Propaganda, um Informationen über Angebote zu erhalten – sei es über Bekannte oder andere junge Menschen in ähnlicher Lage. Eine wichtige digitale Informationsquelle stellt die Integreat-App dar, die speziell für Zugewanderte konzipiert ist. Zudem spielt das Begegnungszentrum Wald-Michelbach eine zentrale Rolle als niederschwelliger Anlaufpunkt, wo Informationen, Austausch und erste Beratung möglich sind. Auch die Zukunftsoffensive Überwald sowie einzelne Beratungsangebote zum Thema Ausbildung werden von Omar als Orientierungshilfen wahrgenommen.
Weiterentwicklung des Bildungsangebots
Welche Bildungsangebote wünschen Sie sich für Menschen wie Omar? Was wäre hilfreich?
Für junge Menschen wie Omar braucht es passgenaue, gut koordinierte und niedrigschwellige Bildungsangebote, die ihre besondere Lebenslage berücksichtigen. Ein zentrales Anliegen ist die Flexibilisierung von Maßnahmezeiten – etwa spätere Beginnzeiten bei Kursen oder Programmen, um lange Anfahrtswege, wie von Wald-Michelbach nach Bensheim, besser zu ermöglichen. Ein hybrides Modell – z. B. Lernen in Bensheim, aber Praktika am Wohnort – könnte zusätzlich den Zugang erleichtern und die Verbindung zur lokalen Arbeitswelt stärken.
Um den Einstieg in Ausbildung und Beruf zu fördern, wären regionale Praktikumswochen, organisiert durch die Wirtschaftsförderung, eine wertvolle Maßnahme. Eine zentrale Anlaufstelle könnte die Bildungsberatung im Kreis Bergstraße sein, die bestehende Angebote bündelt und zielgerichtet vermittelt.
Wichtig ist außerdem die Einbindung des sozialen Umfelds: Gerade bei jungen Zugewanderten sollte Elternarbeit ein fester Bestandteil der Bildungsplanung sein – Eltern müssen mitgenommen und unterstützt werden. Ergänzend dazu wäre ein Mentoren- oder Patenschaftsmodell hilfreich – sei es im Ehren- oder Hauptamt –, um Omar im Alltag und bei Bildungsfragen individuell zu begleiten.
Weitere konkrete Unterstützungsangebote, die als hilfreich genannt wurden, sind:
Kostenlose Nachhilfe,
Bildungslotsen und Integrationsbegleitung,
außerschulische Initiativen wie die „Talent Company“,
Tandemmodelle oder Nachbarschaftshilfe, bei denen gegenseitige Unterstützung möglich ist,
sowie die Nutzung regionaler Medien wie das Magazin „Überwald aktuell“, um gezielt über Angebote zu informieren.
Grundsätzlich gilt: Bildung muss erreichbar, verstehbar und vertrauensvoll sein – nur so können junge Menschen wie Omar nachhaltig gestärkt und auf ihrem Weg begleitet werden.
Quintessenz: ein Bildungsstandort, der gute Bildung für junge Neuzugewanderte ermöglicht, ...
… ist ein Ort, wo alles zusammenläuft
… der regional verortet ist
… der auch außerschulisches Lernen ermöglicht
… der Raum für Ruhe, Begegnungen gibt
… aus einem Netzwerk aus haupt- und ehrenamtlichen Akteuren besteht
… und Qualifizierung am Wohnort ermöglicht
Moderation: Viktoriya Ordikhovska, Kreis Bergstraße