Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Mit Hydroponik die Landwirtschaft verändern


Kreis Bergstraße (kb). Die Weltbevölkerung wächst stetig weiter an. Dadurch werden auch immer mehr Nahrungsmittel benötigt – bis 2050 schätzungsweise rund 60 Prozent mehr als heute. Gleichzeitig stellt der Klimawandel die Landwirte vor die Herausforderung, dass nicht mehr jede Art von Getreide, Obst und Gemüse auf unseren Feldern oder Wiesen wächst. Darüber hinaus nimmt die Konkurrenz um freie Flächen immer weiter zu – so werden diese einerseits für die Landwirtschaft benötigt, andererseits aber auch für neue Wohngebiete, Erholungsorte und Industriebetriebe. Aber wie können diese Herausforderungen und Konflikte gelöst werden? Einen Ansatz hierfür verfolgt das Lorscher Start-up „Pflanzentheke GmbH“, das Landrat Christian Engelhardt vor Kurzem besuchte.

Ziel der Pflanzentheke ist es, die Landwirtschaft mit ihren Hydroponik-Systemen zu verändern. Bei der Hydroponik wird die Wasser-Nährstofflösung automatisch den Pflanzen in einem geschlossenen Kreislaufsystem zugeführt, wodurch weniger Wasser als beim Erdanbau verbraucht wird. „Ihr System ist eine tolle, individualisierbare Lösung. Sie fördern damit nicht nur einen klimaresilienten Anbau von Lebensmitteln, sondern durch den minimalen Einsatz von Wasser, Dünger und Energie schützen sie gleichzeitig die Umwelt und das Klima“, betonte Engelhardt. So bietet die Firma von Geschäftsführer Dr. Michael Müller unterschiedlich große, individuell gestaltbare, modulare Hydroponik-Systeme an. Das sind platzsparende Gestelle mit Pflanzrinnen. In den Rinnen zirkuliert ein geschlossener Wasserkreislauf, über dem auf einer dünnen Substratschicht Gemüsepflanzen wie Salate oder Kräuter wachsen können. „Dadurch verbraucht man beim Gemüseanbau nicht nur deutlich weniger Fläche, sondern auch viel weniger Wasser“, hob Geschäftsführer Dr. Michael Müller hervor: „Um ein Kilogramm Kopfsalat im Freiland ernten zu können, braucht man circa 100 Liter Wasser. Beim Anbau in einem Hydroponik-System hingegen nur zehn Liter.“ Zudem bieten die „vertikalen Gärten“ die Möglichkeit, dass man seine Kulturen sowohl unter freiem Himmel als auch geschützt anbauen kann – je nachdem, wo man Platz hat. Das Besondere an dem Hydroponik-System: Es ist mit aktuellster Technik ausgestattet, sodass man auch aus der Ferne feststellen kann, ob es den Pflanzen gut geht oder ob sie mehr Wasser oder Dünger benötigen.

Die „Pflanzentheke“ arbeitet bei der Erstellung ihrer Produkte eng mit der Hochschule Osnabrück zusammen. So arbeiten die beiden Pflanzentechniker des Unternehmens, Lasse Polsfuß und Leon Welker, weiter von Osnabrück aus und entwickeln dort die Produkte für den Hydroponik-Anbau kontinuierlich weiter. Die modularen Hydroponik-Systeme vertreibt die Lorscher Firma unter anderem an Gärtnereibetriebe, Betriebskantinen und private Hobbygärtnerinnen und -gärtner. Darüber hinaus wird die Pflanzentheke in Zukunft ein „Rundum-Sorglos-Paket“ anbieten, wozu nicht nur das Hydroponik-System nebst dazugehöriger Technik zählen, sondern auch die Betreuung und Ernte der Pflanzen vor Ort.

„Sie zeigen, dass Hydroponik keine Zukunftsmusik mehr ist, sondern schon jetzt ein echtes Thema“, so Christian Engelhardt.