Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Gemeinsame Wege in Sachen Gesundheitsversorgung


Kreis Bergstraße (kb.) „In einer älter werdenden Gesellschaft ist es wichtig, in allen Lebensphasen in Gesundheit zu investieren. Gesundheitsthemen polarisieren und sind für die Bürgerinnen und Bürger von elementarer Bedeutung. Hier gilt es frühzeitig anzusetzen, um Problemen wie beispielsweise Hausärztemangel entgegenzuwirken. Gesundheit geht uns alle an“. Mit diesen Worten  begrüßte Landrat Christian Engelhardt im Abtsteinacher Rathaus alle Akteure der 9 Kommunen die zukünftig in Sachen Gesundheit an einem Strang ziehen.

Die neun Odenwald-Kommunen Lindenfels, Abtsteinach, Birkenau, Fürth, Grasellenbach, Lautertal, Mörlenbach, Rimbach und Wald-Michelbach und der Kreis Bergstraße besiegelten vor wenigen Tagen mit ihrer Unterschrift eine kommunale Arbeitsgemeinschaft. Für die nächsten 5 Jahre haben sich die Akteure im Rahmen einer Interkommunalen Zusammenarbeit dem Netzwerk Ortsnahe Versorgung Odenwald (NOVO) verpflichtet. Inhalt der Vereinbarung ist der Aufbau von vernetzten Gesundheitsversorgungsstrukturen zur Bewältigung von Herausforderungen des demografischen Wandels. Starten wird das Projekt zum 1. Juli 2017.  

Gesundheitsdezernentin Diana Stolz, die gemeinsam mit Landrat Christian Engelhardt in den Überwald gekommen war, erläuterte nochmals die Beweggründe für den Zusammenschluss der Arbeitsgemeinschaft. „Schon vor der Schließung des Luisenkrankenhauses in Lindenfels wurde klar, dass die ambulante Versorgung für die Odenwaldregion langfristig neu organisiert beziehungsweise neu gedacht werden muss. Aus diesem Grund hatte der Landkreis bereits im August 2016 dazu eingeladen, das Thema Gesundheitsversorgung gemeinsam anzugehen. Daraus sei das Projekt NOVO entstanden, welches als kommunales Netzwerk zu sehen ist, jedoch Leistungsanbieter aus dem Gesundheitsbereich mit einbindet“, so Stolz. Gerade Nachfolgeregelungen bei den Hausarztpraxen spielt ein zentrales Thema in dem Projekt. „Lindenfels war die erste Kommune, die sich bereit erklärt hat, in der Arbeitsgemeinschaft mitzuarbeiten. Aus anfangs 4 Kommunen sind zwischenzeitlich insgesamt 9 geworden. Ein tolles Ergebnis, auf das sich aufbauen lässt“, zeigt sich Diana Stolz erfreut über die große Resonanz der Kommunen. 

Landrat Engelhardt ergänzte, dass die anwesenden Akteure als Unterzeichner sich der „Verantwortung für die eigene Region stellen“, obwohl sie eigentlich gar nicht dafür zuständig seien. Denn die gesetzliche Zuständigkeit für den Gesundheitsbereich liege bei der kassenärztlichen Vereinigung Hessen. „Die Stärke liegt dabei in der Gemeinsamkeit. Jeder allein könne nicht allem gerecht werden. Das funktioniere am besten unter Verzahnung der Ressourcen. Der Kreis koordiniert und stellt die Kontakte zu den Partnern her. Die Zusammenarbeit aller Akteure des Gesundheitswesens ist der Grundgedanke des Netzwerkes, um gemeinsam ein Ziel zu verfolgen“, berichtete Landrat Christian Engelhardt, welcher das Netzwerk ins Leben rief. 

„Mit NOVO soll eine „dauerhafte wohnortnahe Versorgung aufgebaut werden. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Gespräche geführt zwischen den Bürgermeistern und Vertretern des Gesundheitswesens, um zu erfahren, was Inhalt der  Vereinbarung werden soll. Bereits im November sei der Kreis in Vorleistung gegangen und habe eine Geschäftsstelle für NOVO geschaffen“,  ergänzte Stolz die bisherigen Maßnahmen. 

Die Vereinbarung umfasst zwölf Kernpunkte. Einer davon ist die älter werdende Gesellschaft zusammen mit einer älter werdenden Ärzteschaft. Aktuell sind die Hausärzte im Kreis Bergstraße im Durschnitt 54 Jahre, die Fachärzte 52 Jahre. In einzelnen Kommunen sogar noch älter. „Prognosen zufolge wird bis in 10-12 Jahren eine große Anzahl von Hausärzten fehlen, wenn wir uns jetzt nicht auf den Weg machen, um dieser Entwicklung entgegenzusteuern. Dabei wurden und werden auch Gespräche kreis- und länderübergreifend geführt, denn Gesundheit endet nicht an den jeweiligen Grenzen“,  hebt Stolz hervor. 

Themen wie der ärztliche Bereitschaftsdienst sowie die Verzahnung von stationären und ambulanten Angeboten oder Neuansiedlung von jungen Hausärzten sind weitere Themen der Vereinbarung. Mit der Landpartie 2.0 wurde bereits ein Anstoß gegeben, junge Mediziner in der Region zu halten bzw. wieder in die Region zurückzuholen. Kurz gesagt, den Beruf des Landarztes wieder attraktiv zu machen. 

Gastgeber und scheidender Bürgermeister Abtsteinachs Rolf Reinhard dankte dem Kreis und seinen Bürgermeisterkollegen für diesen wichtigen Schritt gemeinsam für die Gesundheitsversorgung zu werben und Maßnahmen zu ergreifen. „Dabei muss man ganz klar kreis- und länderübergreifend denken. Abtsteinach ist hierfür ein gutes Beispiel, denn wir werden schon heute notärztlich vom badischen Weinheim aus versorgt“. 

Am 13. September findet eine Auftaktveranstaltung in Fürth zusammen mit dem Hessischen Sozialminister Grüttner statt.