Zeitungsstapel vor hellem Hintergrund

Für einen bestmöglichen Schulstart für alle Kinder im Kreis


Kreis Bergstraße (kb). Für alle Kinder und ihre Familien ist der Übergang vom Kindergarten in die Schule ein großer und wichtiger Schritt. Daran, dass ein möglichst guter Schulstart gelingt, arbeiten im Kreis Bergstraße viele Institutionen sowie Fachleute zusammen, neben den Kindergärten und Schulen zählen dazu auch Gesundheits- und Jugendamt des Kreises, das staatliche Schulamt, Pädiaterinnen und Pädiater sowie viele andere mehr.  

Vertreterinnen und Vertreter der genannten Institutionen und Gruppen trafen sich kürzlich zu einem gemeinsamen Austausch zum Thema „Übergang Kindergarten – Schule, Kinder im interdisziplinären Fokus“ in Bürstadt. Die Idee dazu war bei einem Treffen der Ersten Kreisbeigeordneten Diana Stolz mit den Ärztinnen und Ärzten des „PädNetz Südhessen e.V.“ im Landratsamt entstanden.

„Es ist mir ein Anliegen, dass alle Kinder in unserem Kreis die bestmöglichen Bedingungen beim Start in die Schule haben. Teilweise bedeutet das aber auch eine Herausforderung, für die viel Austausch zwischen den verschiedenen beteiligten Akteuren nötig ist. Die Veranstaltung soll dazu beitragen, dass wir die Bedingungen im Kreis weiter verbessern und die Vernetzung untereinander vorantreiben können“, sagte Diana Stolz.

Rund 100 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer erschienen zu der Veranstaltung. Sie konnten sich anhand von Vorträgen rund um das Thema Übergang von Kindergarten zur Schule informieren – unter anderem mit Informationen zur Schuluntersuchung, der Rolle der Eingliederungshilfe, dem Ablauf von der Schulanmeldung bis zum Start der Beschulung sowie zur kindlichen Entwicklung und zum Thema Impfen. Nach jedem Vortrag bestand die Gelegenheit, Fragen zu stellen und in den Austausch zu gehen.

Nach der Vorstellung der Abläufe der Schuleingangsuntersuchung präsentierte Dr. Barbara Unger-Goldinger, Fachbereichsleiterin des Kinder- und Jugendärztlichen Dienstes und stellvertretende Abteilungsleitung des Gesundheitsamtes Kreis Bergstraße, erste Ergebnisse der vergangenen Untersuchungssaison. Dabei wies die Ärztin darauf hin, dass im Vergleich zur Vorpandemie-Saison eine Abnahme der Anzahl der Kinder zu verzeichnen war, bei denen eine Einschulung ohne Bedenken empfohlen werden konnte. Auch hat die Anzahl der Kinder zugenommen, auf die die Schulen einen besonderen Blick bezüglich möglicherweise bestehendem sonderpädagogischem Förderbedarf haben sollten. Als Ursachen könnten hier die reduzierte Kindergartenbesuchszeit, reduzierte soziale Kontakte, erhöhter Medienkonsum und ähnliches diskutiert werden. Ob sich diese Tendenz bestätigen lässt und auch die zu erörternden möglichen Ursachen als zutreffend verifiziert werden können, muss allerdings in den nächsten Jahren eruiert werden.

Kerstin Sinning, Teamleiterin Eingliederungshilfe des Jugendamtes des Kreises Bergstraße, stellte die Rolle der Eingliederungshilfe sowie Abläufe und Voraussetzungen zum Beispiel für Integrationsmaßnahmen im Kindergarten und Teilhabeassistenzen in der Schule dar. Hervorzuheben ist hier, dass alle Verwaltungsschritte sowie pädagogischen Einschätzungen bereits unter einem Dach im Jugendamt verwurzelt sind und keine Aufteilung zwischen Sozialamt und Jugendamt erfolgt. Zudem stellte Sinning das Projekt „SmiLe“ (Schule mit individueller Lebendigkeit entdecken!) vor. Hier kommen das Staatliche Schulamt, die Beratungs- und Förderzentren, das Jugendamt – Fachdienst Eingliederungshilfe, das Gesundheitsamt sowie der Schulträger zusammen, um eine gemeinsame Abstimmung über Bedarfe und Beschulungsorte aller Schulanfängerinnen und Schulanfänger, die in der Kindertagesstätte eine Integrationsmaßnahme erhalten haben und gegebenenfalls einen Anspruch auf sonderpädagogische Förderung haben, zu besprechen und eine entsprechende Basis für einen guten Schulstart zu schaffen.

Kritisch wurde aus dem Auditorium angemerkt, dass die notwendige Diagnostik für Leistungen im Rahmen der Eingliederungshilfe für Kindergarten oder Schule häufig nicht zeitnah erfolgen kann, da die entsprechenden Institutionen (zum Beispiel Sozialpädiatrische Zentren) überlastet sind. Dies führe wiederrum zu Folgebelastungen in den Kindergärten und Schulen sowie zu einer unzureichenden Unterstützung der Kinder.

Zur Schulanmeldung und zum weiterem Ablauf bis zur Einschulung sowie zu den Beratungs- und Förderzentren (BFZ) des Kreises Bergstraße wurde durch Andrea Heiß und Sebastian Rogosch vom Staatlichen Schulamt für den Landkreis Bergstraße und den Odenwaldkreis informiert. Hier konnten von den Anwesenden viele neue Erkenntnisse auch zu den Themen Vorlaufkurs und Vorklasse gewonnen werden.

Im weiteren Verlauf nahmen Stella Kohler, akademische Sprachtherapeutin und Marc-Oliver Baur, Pädiater mit Schwerpunkt Neuropädiatrie, Neonatologie, Stellung zu altersgerechter Entwicklung sowie Pathologien im Kindesalter, die gegebenenfalls einer Diagnostik und Therapie (etwa in Hinblick auf Logopädie oder Ergotherapie) bedürfen. Auch hier wurden die insgesamt zunehmenden Fähigkeitsdefizite bei Kindergartenkindern festgehalten, die von den Pädagoginnen und Pädagogen kaum ausgeglichen werden können. Auch lange Wartezeiten für Therapieplätze wurden kritisch angemerkt. Ziel sollte es hier sein, frühe Impulse (Stichwort „Familienergo“ – unter anderem zur Schulvorbereitung der Kinder im Familienalltag) in den Familien zu setzen, um die Entwicklung der Kinder zu verbessern.

Zum Abschluss stellte Prof. Dr. Markus Knuf, Chefarzt der Kinderklinik Worms, das wichtige Thema Impfprävention mit den aktuellen Impfempfehlungen vor. Insbesondere wurden auch die Masernerkrankung sowie das sogenannte Masernschutzgesetz und neue Erkenntnisse zur RSV-Prophylaxe dargelegt.

Insgesamt wurde durch die Veranstaltung eine Grundlage für weitere Fortbildungen und Austauschmöglichkeiten in den kommenden Monaten geschaffen. All dies hat das Ziel, die Kenntnisse sowie Abläufe rund um den Übergang im Interesse der Kinder zu etablieren und zu verbessern und diesen zu einem möglichst guten Schulstart mit bestmöglicher Entwicklung zu verhelfen. Dazu ist eine interdisziplinäre Versorgung und Begleitung der Kinder durch deren Familien sowie durch Pädagoginnen und Pädagogen in Kindergärten sowie Schulen, dem Gesundheitsamt, dem Jugendamt, dem Schulamt, den Therapeutinnen und Therapeuten sowie den Pädiaterinnen und Pädiatern notwendig.